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Aderlass-Therapie

Aderlass heute - eine vielseitige Therapie

Als Retter in der Not wird der Aderlass bei Lungenödem oder drohendem Hirnschlag angewandt. Ebenso gehört die Behandlung mit Aderlass bei Gehirnerschütterungen, Schädelbasisbruch und bei Quetschungen innerer Organe zur Notfallmedizin!

Der gewöhnliche Einsatz ist die Entlastung von Kreislauf und Herz. Ein subjektives Gefühl der augenblickli-chen Entspannung und Befreiung sowie meist bleibendes Wohlbefinden sind die Reaktionen. Es schwinden Kopfschmerzen, es löst sich etwaiger Herzdruck. Ein grosses Feld für den Aderlass sind sämtliche Blutun-gen im Körper: von Blutungen im Auge, über Nieren/Lungenblutungen, Nasen/Hautblutungen bis zu venö-sen Stauungen und Krämpfen in Beinen und Becken. Besonders hilfreich kann der Aderlass bei der Überla-dung des Blutes mit harnsäureartigen Stoffwechselprodukten wirken.

Die mit dem Medizinerschimpfwort „mittelalterlich" abqualifizierte Heilmethode ist nicht nur ein Mittel zur Senkung des Blutdrucks, aber genau so wenig ein Allheilmittel. Der Aderlass ist vielmehr ein Reizver-fahren. Gegen Anämie wirken Aderlässe anregend zur vermehrten Blutbildung.

Natürlich gibt es auch beim Aderlass Kontraindikationen. Bei allgemein schwachem Kräftezustand oder Hypotonie (Druckverminderung in den Blutgefässen) besteht Kollapsgefahr. Der Arzt prüft auch, ob bei niedrigem Blutdruck, Anämie oder Schwangerschaft ein Aderlass die richtige Wahl ist. Blutentziehungen sollten ebenfalls nicht während der Menstruation durchgeführt werden; auch bei Durchfall ist Vorsicht geboten.

Der Aderlass sollte nur von geschultem Personal vorgenommen werden. Eine Selbstbehandlung ist ausge-schlossen. Es ist ausserdem selbstverständlich, dass bei Blutern kein Eingriff erfolgt.

Das Werkzeug zum Aderlassen, das Symbol früherer Therapeuten, ist die Lanzette. Der Deutsche Filet benutzte schon im 12. Jahrhundert ein mit einem seitlichen Stil versehenes Exemplar, das durch Aufschlagen mit dem Finger in die Vene getrieben wird. Danach kam der Aderlassschnepper in Mode, dessen einfache Handhabung eine Mitschuld am Vampirismus früherer Epochen zugesprochen wurde.

Die Blutentnahme in der waagrechten Position erleichtert nicht nur die Technik, sondern bietet ebenso Schutz bei Unwohlsein und vor Ohnmacht. Es empfiehlt sich dann auch gleich Bettruhe. Nach dem Eingriff sofort Flüssigkeit (Mineralwasser, Säfte oder Kräutertees) zuführen, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Die Bader in der Vergangenheit glaubten: Je mehr Blut man dem Körper übernimmt, desto mehr Krankheitsgeister verlassen den Körper. Doch: Schon ein Viertelliter genügt oft, um die Symptome der Vollblütigkeit (Ohrensausen, Nasenbluten, Schwindelanfälle) verschwinden zu lassen. Bei diesen Blutmengen ist eine Schreckensvision nicht angebracht. Der Aderlass kann durch Blutegel oder Schröpfen ersetzt oder ergänzt werden. Im Kopfbereich werden Blutegel gesetzt, am Rücken kommt es zum Einsatz von Schröpfköpfen.

Praxis

Die klassische Ansatzstelle für den Aderlass ist die Armvene. Hier wird mit Hilfe einer Kanüle oder einer Spritze das Blut langsam entnommen. Dabei geht es nicht um die Menge, 100 bis 200 ml pro Aderlass. (Zum Vergleich: Der Körper eines Erwachsenen enthält im Durchschnitt fünf bis sieben Liter des „Lebenssaftes").

Während der Blutentnahme entsteht ein kleines Druckgefälle, so dass aus dem Gewebe Bindegewebsflüs-sigkeit ins Gefässsystem aufgenommen wird, damit hat der Aderlass eine entstaunliche, entgiftende und regenerierende Funktion. Wir bevorzugen für die Aderlasstherapie die Woche nach Vollmond. In dieser Zeit reagiert der Körper besonders ansprechend auf dieses Ausleitungsverfahren.